headvorwort

Kaum ein anderer deutscher Fluss kann auf eine so abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken wie die Emscher. Kaum ein Fluss prägte die Lebensumstände der Menschen, die an seinen Ufern lebten, stärker – und wurde gleichzeitig durch Menschenhand derart verändert. Der kleine Wasserlauf mit zahlreichen Mühlen inmitten einer weitgehend menschenleeren Bruchlandschaft hat sich zur wasserwirtschaftlichen Hauptschlagader einer der dicht besiedeltesten Regionen Europas entwickelt. Die Emscher ist daher weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannt – wenn auch vor allem als offener Abwasserlauf. Durch den abermaligen Umbau der Emscher wird nun ein weiteres Kapitel in der wechselvollen Flussgeschichte aufgeschlagen. Wir haben die Jahrhundertchance, den Emscherfluss wieder zum Leben zu erwecken, zugleich aber auch die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort deutlich zu verbessern. Die Entwicklung des Neuen Emschertals ist ein Prozess von enormer ökonomischer, sozialräumlicher sowie baulich-ästhetischer Bedeutung für das gesamte Ruhrgebiet.

Der vor diesem Hintergrund von der Emschergenossenschaft erarbeitete und im September 2006 der Öffentlichkeit vorgestellte Masterplan Emscher-Zukunft steht in der Tradition eines vielgestaltigen, vernetzten und großräumigen technischen Wandels in der Region. Der Emscher-Umbau wird materielle und immaterielle Auswirkungen haben, sprich neben dem räumlich-technischen Umbau auch soziale und kulturelle Veränderungen im Neuen Emschertal zeitigen. Daher sind Kunst und Kultur die Räume und Medien, die den Umbauprozess im Neuen Emschertal über seinen technischen Nutzen hinaus zum Katalysator für städtebauliche, ökologische, soziale und wirtschaftliche Folgeprozesse werden lassen.

Das hier vorgestellte Projekt „emscher:reloaded – crossculture along the river“ soll diesen Entwicklungsprozess jenseits der konkreten baulichen Maßnahmen international begreifbar und erlebbar machen. Kulturelle Welten und künstlerische Aktivitäten und Projekte thematisieren und reflektieren die sozialen, historischen und ästhetischen Prozesse des Wandels. „emscher:reloaded – crossculture along the river“ schafft künstlerische Orte im Neuen Emschertal, die sich nicht nur sozial und kommunikativ, sondern auch materiell und gestalterisch in die Emscherlandschaft einprägen. Hier sollen Wasser, Technik und der Wandel der Alltagswelt und der Alltagskultur zur ‚Kultur als Erlebnis’ werden.

Indem Künstlerinnen und Künstler sich auf eine Auseinandersetzung mit der Emscherregion einlassen, entsteht Kunst, die eine Kultur der Erneuerung fördert. Erst im Dialog löst der Wandel durch Kultur auch das Entstehen von Kultur durch Wandel aus. Nicht zuletzt deshalb wurde die Rückgewinnung des Flusses und seiner verlorenen Ufer in der Bewerbungsschrift des Ruhrgebiets für die Kulturhauptstadt Europas 2010 zu einem realen Beispiel für die Botschaft „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel“.

Mit dem hier vorliegenden Booklet möchten wir Ihnen einen detaillierten Eindruck des Konzepts von „emscher:reloaded – crossculture along the river“ und seiner drei zentralen Projekte vermitteln.

Es soll Ihnen die Idee der Verbindung von Wasser, Technik, Kultur und Nachhaltigkeit – auch im europäischen Kontext – veranschaulichen und Vorfreude auf spannende Kunst in außergewöhnlichen Situationen wecken.

Ihr
Dr. Jochen Stemplewski
Vorsitzender des Vorstandes der Emschergenossenschaft

 

>> Seitenanfang

item3

stemplewski

blind2a1a1a

blind3b1a1a

blind3b1a1a1

item2